Nur scharfes Werkzeug ist auch gutes Werkzeug. Wir alle können ein Lied davon singen, wie mühsam es ist, mit einer stumpfen Axt oder eben auch einem Stechbeitel zu arbeiten, der seine besten und schärfsten Tage schon lange hinter sich hat. Doch ihr müsst das Werkzeug nicht gleich wegwerfen, sondern könnt euren Stechbeitel schärfen. Wir erklären euch, wie ihr dabei ohne Maschine vorgeht, denn nicht jeder hat einen Bandschleifer zu Hause stehen oder möchte den Beitel für teures Geld zu einem Profi bringen.

Was ist eigentlich ein Stechbeitel?

Beitel generell sind Werkzeuge, mit denen man Holz bearbeitet. Im Handwerk unterscheidet man zwischen recht groben Stemmeisen und feineren Stecheisen, also unserem Stechbeitel, den wir uns heute genauer ansehen und vor allem wieder scharf machen wollen. Stechbeitel verwendet man zum Stemmen und Stechen, also zur spanenden Holzbearbeitung. Die Breiten der Stechbeitel sind genormt. Ein Stechbeitel ist immer gleich aufgebaut. Er besteht aus einem Griff und dem Eisen. Das Eisen selbst hat zwei Seiten. Die eine ist plan, absolut plan und wird die Spiegelseite genannt. Die andere Seite des Eisens hat die Fase. Beide Seiten müssen beim Stechbeitel schärfen bearbeitet werden, aber auf unterschiedliche Art und Weise. Dort, wo die Fase auf die Spiegelseite trifft, bildet sie die Schneide und diese muss absolut scharf sein, wenn ihr ordentlich arbeiten wollt. Wichtig ist dabei auch der Winkel. Üblicherweise beträgt er 25 Grad, kann aber vor allem bei japanischen bzw. generell asiatischen Stecheisen durchaus auch 30 Grad betragen. Auch auf den Winkel der Fase gehen wir in unserer Anleitung zum Stechbeitel schärfen ein.

Wie erkenne ich, dass mein Stechbeitel stumpf ist?

Vielleicht wundert ihr euch, dass wir der Frage des Erkennens von Unschärfe einen eigenen Absatz widmen, doch dafür haben wir natürlich einen Grund. Natürlich merkt ihr, wenn der Stechbeitel seine Arbeit nicht mehr richtig gut macht, doch je eher ihr eine Unschärfe erkennt und den Beitel schleift, desto besser ist es. Am Verhalten des Werkzeuges könnt ihr recht sicher erkennen, ob euer Stechbeitel noch scharf ist. Ist er stumpf oder auf dem besten Weg dahin, dann fängt er an zu rattern, die Holzoberfläche glänzt nicht und ihr habt keine Späne, sondern nur Staub auf dem Hirnholz.

Eine gute Möglichkeit, auch schon kleine Unschärfen zu erkennen, bietet euch euer Auge in Verbindung mit Licht. Ausbrüche und unscharfe Stellen reflektieren nämlich das Licht. Haltet die Schneide ungefähr in Bauchhöhe und neigt die Schneide langsam quer hin und her. Dabei sollte Licht darauf scheinen, denn dieses wird durch die unscharfen Stellen reflektiert und ihr erkennt, ob ihr euren Stechbeitel schärfen müsst.

Stechbeitel Werkzeug Anwendung

Vor dem Stechbeitel schärfen

Ehe ihr euch ans Werk macht, solltet ihr euch noch um einige Dinge kümmern. Das Wichtigste ist natürlich, dass ihr Schleifmittel, Schleifführung und natürlich euren Stechbeitel parat habt. Schaut euch diesen ganz genau an, denn wenn er schon ein wenig älter ist, habt ihr nicht nur das Problem, dass er stumpf ist, sondern oftmals finden sich auch noch jede Menge Kanten und schadhafte Stellen am Werkzeug. Sind diese Makel extrem ausgeprägt, dann kommt ihr nicht drumherum, den Beitel zunächst an ein Schleifrad, also eine Maschine, zu halten, um die gröbsten Kanten und Unebenheiten zu beseitigen. Erst dann könnt ihr den Stechbeitel schärfen. Ist euer Stechbeitel einfach nur stumpf, was ganz normal ist, wenn er benutzt wird, dann entfällt dieser Schritt.

Außerdem braucht ihr einen Arbeitsplatz mit viel Licht, am besten Tageslicht, damit euch das Schleifen gut von der Hand geht und ihr auch Unschärfen genau erkennen könnt. Und was immer wichtig ist, aber gern vergessen wird: ihr braucht Ruhe. Stechbeitel schärfen ist kein Hexenwerk und braucht auch nicht besonders viel Zeit, aber ein wenig Übung und Geduld – wie in vielen Dingen des Hand- und Heimwerkerlebens.

Stechbeitel schärfen mit der Hand – die Vorteile

Neben dem stichhaltigen Grund, dass nicht jeder eine Schleifmaschine im Hause hat, gibt es aber noch weitere, warum wir uns für die Anleitung zum Stechbeitel schleifen per Hand entschieden haben. Das manuelle Schärfen hat gegenüber dem maschinellen Trockenschleifen den großen Vorteil, dass das Material nicht ausglüht, also eine Überhitzung vermieden wird. Außerdem erhält man auf dem planen Wetzstein bzw. Abziehstein eben jene absolut plane Spiegelseite und Fase, die ein Stechbeitel für eine extrem scharfe Schneide benötigt. Beim Maschinenschleifen wird oft ein Hohlschliff erzeugt, der aber die Schneide des Beitels deutlich schwächt. Mit einem guten Stein ist auch der Kraftaufwand, den er im Gegensatz zum maschinellen Schleifen habt, zu vernachlässigen.

Wasserbasierter Schleifstein

Stechbeitel schärfen – die Schleifmittel

Für das Stechbeitel schärfen verwendet man üblicherweise einen Wetz- oder Abziehstein. Beim Schleifen benötigt ihr ein Gleitmittel. Das kann Öl oder Wasser sein. In Deutschland wird immer noch traditionell mit Ölsteinen wie Belgischen Brocken oder Arkansassteinen geschliffen und mit Sandstein nachgeschärft, aber die Wassersteine, vor allem die speziellen japanischen Wassersteine, sind immer weiter auf dem Vormarsch. Beim Stechbeitel schärfen ist es wichtig, dass ihr die Schneide in mehreren Stufen verfeinert. Das heißt, ihr braucht Schleifmittel in verschiedenen Körnungen.  Die meisten Abziehsteine bringen von Natur aus zwei unterschiedlich gekörnte Seiten mit.

Im Gegensatz zu den herkömmlichen Schleifsteinen wie Arkansas, sind die japanischen Wassersteine, wie der Name schon sagt, nur mit Wasser zu benutzen. Sie sind viel weicher als die traditionellen Steine und schleifen schneller. Ein weiterer Vorteil ist, dass es sie auch in viel höheren Körnungen als beispielsweise Sandsteine gibt. Typische Körnungen reichen von 300 bis 8000, was einen sehr präzisen und glatten Schliff ermöglicht. Mit gröberen Körnungen könnt ihr natürlich auch arbeiten. Eine Staffelung von 200 oder 300 auf mindestens 1000, was dann auch Diamantsteine oder bei uns übliche Arkansassteine und belgische Brocken schaffen, solltet ihr aber in jedem Fall anpeilen.

Wichtig: Habt ihr einmal einen Stein mit Öl behandelt und benutzt, ist dieser nicht mehr für das Verfahren mit Wasser nutzbar.

Das Schleifen der Spiegelseite

Die Spiegelseite trägt ihren Namen nicht ohne Grund. Sie sollte so plan sein, dass man auf mindestens 2 Zentimetern gegenüber der Fase auf ihr die Buchstaben einer Zeitung lesen kann. Dafür kann es sein, dass ihr euch auch erst einmal mit gröberen Körnungen in die Richtung arbeiten müsst. Ein gutes Zeichen dafür, dass ihr eurem Ziel sehr nahe seid, ist es, wenn die Fläche anfängt zu kleben. Die Kohäsionskräfte werden immer stärker, je blanker die Oberfläche wird. Es wird keine scharfe fase geschliffen, sondern die Fläche ist letztendlich einfach nur poliert.

Das Schleifen der Fase

Habt ihr die Spiegelseite blitzblank geschliffen, geht es an die Seite der Fase. Es muss immer die gesamte Fase geschliffen werden. Sind keine besonders großen Kanten und Ausbrüche vorhanden, startet ruhig mit einer nicht ganz so groben Körnung, einem 1000er Wasserstein zum Beispeil. Ihr schleift die Schneide mit ihrer Fase mit kreisförmigen Bewegungen auf dem mit Wasser oder Öl getränktem Stein. Das macht ihr mehrfach, ruhig 40 oder 50 mal, bis die Fase gleichmäßig glänzt. Vermeidet unbedingt Kipp- oder Wippbewegungen und nutzt die gesamte Oberfläche des Schleifsteins. Dabei entsteht ein Grat, den ihr zum Abschluss noch entfernen müsst. Dafür dreht ihr den Stechbeitel um und legt ihn mit der flachen Seite auf den Schleifstein auf und zieht den Grat noch mit einer feinen Körnung ab. Wir empfehlen, die Schneide dann zusätzlich noch einmal mit einem Leder abzuziehen, um diesen Bereich noch mehr zu glätten.

Der Fasenwinkel

Beim Schleifen der Fase müsst ihr vor allem auf den richtigen Winkel achten. Dieser eine richtige Fasenwinkel ist aber gar nicht existent. Es kursieren, wie bei fast allen Themen, unterschiedliche Auffassungen zum Grad des Winkels. Je spitzer der Fasenwinkel geschliffen ist, desto schärfer wird euer Stechbeitel. Aber die Schneide wird dadurch weniger schnitthaltig, das heißt, sie nutzt sich schneller ab. Wenn ihr einen etwas stumpferen Fasenwinkel wählt, ist eure Schneide etwas stumpfer, hält dafür aber länger. In der Regel seid ihr mit einem Winkel zwischen 25 und 35 Grad gut unterwegs. Die genaue Gradzahl bemisst sich dann daran, ob ihr mehr mit harten oder weichen Holz arbeitet.

Wichtig ist, dass ihr den Fasenwinkel über die gesamte Schneide korrekt einhaltet. Dafür empfehlen wir euch, mit einer Schärfhilfe zu arbeiten und nicht freihändig den Beitel zu schleifen.

Stechbeitel Schärfe testen

Schärfe testen

Am Ende macht es Sinn, den Stechbeitel noch einmal auf seine Schärfe hin zu überprüfen. Manch einer geht dann damit über seine Oberarme und testet, ob die Haare wie bei der Rasur entfernbar sind. Nehmt lieber eine Zeitungsseite und haltet sie freischwebend vor euch. Versucht nun, diese mit der Schneide zu zerteilen. Eine scharfe Schneide schafft das, ohne dass das Papier reißt. Oder ihr probiert euren Stechbeitel an Hirnholz. Ein richtig scharfer Beitel hinterlässt dabei eine polierte Oberfläche und lange Späne rollen sich nicht auf, sondern bilden eine lange Bahn. Hat euer Stechbeitel den Test bestanden, dann könnt ihr sicher sein, dass er nun wieder richtig scharf ist.

Habt ihr noch weitere Tipps oder besondere Erfahrungen beim Stechbeitel schärfen gemacht? Dann schriebt uns gern einen Kommentar. Wir freuen uns auf euer Feedback!

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2 Kommentare

  1. Reiner Zerbe

    Zum Schärfe prüfen den Beitel schräg (und nur ganz leicht) auf einen Fingernagel setzen. Er darf nicht gleiten, sondern muss sofort „greifen“, dann ist er scharf – die Nagelprobe!

    Antworten
    • Steffen Rust

      Danke für den Beitrag 🙂

      Antworten

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