Ohne Messwerkzeuge geht es nicht

Handwerkzeuge, Testberichte, Werkzeugkunde, Wissenswertes

An welche Werkzeuge denken Sie spontan bei den Worten Hausbau, Möbelbau oder Maschinenbau? Ja natürlich Messwerkzeuge! Schließlich heißt ja der Artikel schon so und auch das Bild lenkt die Gedanken in eine bestimmte Richtung.

Ich gebe zu, der Witz an der Einstiegsfrage wurde durch voreiliges Verraten des Themas ein wenig verdorben.

Tatsächlich habe ich aber vor Erstellen des Artikels genau diese Frage Kollegen, Bekannten und Familienmitgliedern gestellt. Sicherlich werden die Kriterien einer repräsentativen Umfrage nicht erfüllt, aber ich fand das Ergebnis doch interessant. Fast niemand hat bei seiner spontanen Aufzählung ein Messwerkzeug erwähnt und wenn doch einmal, fast aus Verlegenheit, ein Messwerkzeug genannt wurde, dann war es meist das Metermaß.

Dabei werden unsere Arbeitsplätze von so vielen verschiedenen Messgeräten bevölkert. Handlasermeter zur Messung von Entfernungen, Messuhren, Messschieber, Wasserwaagen, Winkel, Mikrometer, Nivelliergeräte für das Bau und Ingenieurwesen, Winkelmessgeräte  und noch viele Messgeräte mehr für alle möglichen Maße machen aus unserer Welt eine wohl definierte und planbare Angelegenheit.

Letztlich kommt, zumindest was das Handwerk angeht, keine Berufsgruppe ohne verschiedene Geräte zur Messung von Entfernung, Volumen, Temperatur oder anderen physikalischen Größen aus.

Sind Messwerkzeuge denn so unwichtig, dass man gar nicht daran denkt?

Ich vermute das Gegenteil ist der Fall. Messwerkzeuge sind so elementar und selbstverständlich, dass man bei so einer Frage gar nicht daran denkt sie zu erwähnen. Schließlich würden die meisten Menschen auf die Frage: „Was fällt Ihnen ein, wenn ich Rechtsanwalt sage?“ wahrscheinlich auch nicht mit: „Rechtsanwälte tragen Unterhosen“ antworten. Das Tragen von Unterhosen ist eben selbstverständlich (Ausnahmen mögen die Regel bestätigen).

Obwohl sich manche Dinge, wie das Tragen von Krawatten in verschiedenen Berufsgruppen, als selbstverständlich durchgesetzt haben, können wir auch ohne die Dinger leben. Ohne Geräte zum messen verschiedener Größen jedoch sind wir regelrecht aufgeschmissen. Stellen Sie sich eine Welt ohne Uhren vor.

Zugegeben, im ersten Moment scheint eine Welt ohne morgendlichen Wecker verlockend, aber denken Sie noch einmal genauer darüber nach, die Nachteile überwiegen.

Oder stellen Sie sich vor sie müssten grob schätzen wie viel Benzin sie noch im Tank haben oder wir würden an der Zapfsäule einfach solange Sprit in den Tank fließen lassen, bis uns das Benzin auf die Füße spritzt und hinterher wird an der Kasse ein grober Betrag geschätzt.

Mit gutem Augenmaß ein Haus zu bauen ist, gelinde gesagt, gewagt und führt wahrscheinlich in kürzester Zeit zu sehr unerwünschten Nebeneffekten noch bevor man feststellt, dass die geschätzt gerade gezimmerte Tür einfach nicht mit der eigentlich ganz sauber aussehenden Öffnung harmonieren will.

Nein ohne Messwerkzeuge und verlässliche, exakte Maßeinheiten funktioniert unsere Welt nicht im Ansatz.

Dabei ist die wohlgeordnete Situation, wie wir sie heute kennen erst verhältnismäßig jung.

Die Lange Geschichte der Messwerkzeuge und Maßeinheiten

Erste Maßeinheiten wurden vor Jahrtausenden von menschlichen Körperteilen oder anderen Vergleichsobjekten abgeleitet, die praktisch jedem zur Verfügung standen.

Der Fuß, eines der ältesten Längenmaße ist ursprünglich die durchschnittliche Länge eines Männerfußes. Gemessen wird hier die Strecke von der Ferse bis zu Zehenspitze. Doch was heißt schon durchschnittlich in jenen Zeiten.

Eine Elle war definiert als die Spanne zwischen Handgelenk und Ellbogen.

Ein Joch, ein Flächenmaß, bezeichnet ein Feldstück, dass man mit einem Ochsengespann an einem Tag umpflügen konnte.

Mit solchen Maßsystemen und Messwerkzeugen konnte man natürlich begrenzt auf Zeit, Raum und vor allem die wortwörtlich „maßgeblichen“ Personen oder Tiere etwas anfangen, aber einfach übertragbar und genau ist das natürlich nicht gewesen.

Immer wieder gab es Versuche diese Maßeinheiten zumindest regional zu vereinheitlichen. Vor rund 4000 Jahren etwa wurde im Zweistromland eine Elle mit rund 518 mm mittels einem, Elle von Nippur genannten, Kupferstab definiert. Diese Definition hatte andernorts jedoch zunächst keinerlei Bedeutung.

Zunehmender interregionaler Handel und verschiedene Imperien sorgten zunehmend für eine gewisse Verlässlichkeit und Übertragbarkeit der Maßeinheiten und dennoch gab es weltweit tausende verschiedene Definitionen für Ellen, Fuß und ähnliche Maßeinheiten.

Erst 1791 wurde in Frankreich das erste metrische System eingeführt und etwas weniger als hundert Jahre später im Jahre 1875 wurde von 17 Staaten ein internationaler Vertrag unterzeichnet. Heute ist das internationale Einheitensystem, eine Ausprägung des französischen metrischen Systems, das am weitesten verbreitete Einheitensystem.

Macht man sich diese Entwicklung bewusst, dann erscheint es fast unmöglich, dass Menschen schon seit Jahrtausenden prachtvolle Paläste, Tempel und Städte errichtetn und dabei nicht einmal einheitliche Maßeinheiten, geschweige denn sicher geeichte Messwerkzeuge hatten. Man denke nur an so komplizierte Bauwerke, wie gotische Kathedralen und die Absprachen und Umrechnungen, die nötig gewesen sein müssen um alle Beteiligten auf einen Satz gemeinsamer Maßeinheiten einzuschwören.

Für uns ist es heute selbstverständlich, dass hundert Zentimeter ein Meter sind und für welche Entfernung 1000 Meter stehen. Für uns ist klar, dass ein Liter ein bestimmtes Raumvolumen einnimmt und sofern wir richtig gemessen haben können wir auch ganz exakte Pläne erstellen, die andere umsetzen können, weil es jedem möglich ist unsere Angaben mit geeigneten Werkzeugen zu messen.

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