Stört dich die Farbe der Türrahmen? Oder die der Holzpaneele an der Wand? Ehe du hier jetzt neu lackieren oder streichen kannst, musst du den alten Lack entfernen. Einfaches Überstreichen führt in den allermeisten Fällen nur zu neuen Farbnasen, unsauberen Ergebnissen und schnellerem Verschleiß. Damit dieser mühselige Schritt in der Vorbereitung schnell und einfach gelingt, haben wir eine Anleitung für dich.
Was ist Lack?
Wer Farbe oder Lack entfernen will, hat verschiedene Möglichkeiten. Bevor du dich für die beste Variante entscheiden kannst, musst du herausfinden, um welche Farbe oder welchen Lack es sich bei deinemProjekt handelt. Grundsätzlich bestehen Farben und Lacke aus drei Hauptbestandteilen: Farbpigmenten, Lösungsmitteln und Bindemitteln. Die Farbpigmente sorgen für die richtige Farbmischung, die Lösungsmittel lassen die Farbe flüssig werden und ermöglichen das Auftragen. Die Bindemittel mischt man bei, damit der Lack auch tatsächlich haftet. Ob es sich nun eigentlich um Farbe oder Lack handelt und wie du es am besten entfernst, hängt von der genauen Zusammensetzung ab.
Zusammensetzung von Lack
Wandfarben enthalten meist einen weitaus höheren Anteil an Farbpigmenten als Lacke. Dementsprechend gering fällt bei Farben der Anteil an Bindemitteln aus. Dadurch sollen Wandfarben eine besonders offenporige und matte Oberfläche bilden. Lacke hingegen bestehen aus weitaus weniger Farbpigmenten, beinhalten dafür aber mehr Bindemittel. So bilden sie eine effektivere Schutzschicht, die auch deutlich größeren Belastungen standhält. Darüber hinaus lassen sich Lacke in zwei verschiedene Kategorien unterteilen, die vom verwendeten Lösungsmittel abhängig sind. Die Lösungsmittel können entweder auf Wasser basieren oder chemischer Natur, wie zum Beispiel Kunstharz oder Alkyd sein. Allerdings sind Lacke auf Wasserbasis die am häufigsten verwendeten Lacke. Meist werden diese im Garten- oder Möbelbau verwendet.
Lack entfernen – die Werkzeuge
Lack entfernen kann eine hartnäckige und anstrengende Arbeit sein, schließlich haben Lack und Farbe die Aufgabe, möglichst lange zu halten und nicht nach einer Woche abzublättern. Diese Arbeit lässt sich jedoch massiv vereinfachen, wenn du das richtige Werkzeug auswählst. Dabei kommt es auf die Art der Farbe, auf die Dicke der aufgetragenen Schicht, auf die Größe und Form des Objekts und natürlich auch auf den Untergrund an. Je nachdem welche Zusammensetzung in deinem Fall vorliegt, wirst du sehr unterschiedliche Ergebnisse erhalten. Damit wir hier ein wenig Ordnung in das Durcheinander bringen, kategorisieren wir das Vorgehen anhand der Werkzeuge.
Farbe und Lack entfernen – Spachtel, Schaber, Elektroschaber
Sofern du auf einem stabilen und glatten Untergrund arbeitest, kannst du so ziemlich alles mit einem Spachtel oder Schaber entfernen. Egal ob Farb- oder Lackreste, Kleber oder Klebeband mit diesem Werkzeug lässt sich alles lösen. Und wird das manuelle Handanlegen doch ein Mal zu schwer, gibt es glücklicherweise elektronische Schaber. Das Schöne an dieser Variante ist, dass diese Werkzeuge in den unterschiedlichsten Formen und Ausführungen erhältlich sind. Von diversen Größen über spitze Spachtel bis hin zu biegsamen Schabern kannst du alles finden. Natürlich musst du ein wenig Vorsicht walten lassen, um den Untergrund nicht zu beschädigen. Die Vorgehensweise sieht wie folgt aus:
Du setzt von unten an und schabst anschließend mit entschlossenen, aber gleichmäßigen Bewegungen nach oben. Solltest du hängen bleiben, sind die Farb- oder Lackreste zu hartnäckig oder du hast dich in das Material geschabt. Das wollen wir natürlich vermeiden. Damit du ein wenig Gefühl für den Schaber und die Dicke deiner Farbschicht bekommst, probiere das Schaben erst einmal an einer unauffälligen Stelle.
Farbe und Lack entfernen – Drahtbürste
Während du die Kraft eines Spachtels oder Schabers gut von Hand kontrollieren und anpassen kannst, sieht es bei einer Drahtbürste anders aus. Die Bürste ist nicht gleichmäßig glatt, wie ein Schaber, sondern rauh. Deshalb eignet sich diese Methode besser für hartnäckige Reste auf eher unempfindlichen Oberflächen wie Stein oder Metall. Während du auf Mauern oder verrosteten Metalloberflächen schonungslos drauflos schrubben kannst, hinterlässt die Drahtbürste deutliche Spuren auf weichen Materialien wie Holz. Dafür lässt sich mit einer Drahtbürste wirklich alles entfernen, nicht nur Farb- Lack- oder Klebereste, sondern auch Roststellen. Zusätzlich dazu kannst du auch kleine Spalten oder Ritzen mit der richtigen Drahtbürste erreichen. Wenn es um die Nachbearbeitung geht, so bietet eine Drahtbürste den Vorteil, dass sich Oberflächen anrauen lassen. Durch eine raue Oberfläche entsteht ein besserer Haftgrund für Farbe und Lack.
Wenn es sich um eine zu große Fläche handelt, gibt es auch hier eine elektrische Variante. Für viele Bohrmaschinen gibt es Aufsätze mit befestigter Drahtbürste. Mit solchen Geräten solltest du aber besonders vorsichtig sein, da man hier schnell zu fest aufdrückt.
Farbe und Lack entfernen – Schleifpapier- oder Maschine
Diese Methode, Lack zu entfernen, ist die ultimative Allzweckwaffe. Sie eignet sich für fast jeden Untergrund und jedes Material. Wenn du eine feine Körnung auswählt und vorsichtig seid, kannst du sogar empfindliche Oberflächen bearbeiten. Einzig und allein die Größe des Objektes, von dem du Farbe oder Lack entfernen willst, spielt eine Rolle. Da es bei großen Flächen einen enormen Zeitaufwand darstellen würde, mit Schleifpapier zu arbeiten, empfehlen wir dir stattdessen, zu einer Maschine zu greifen. Ein weiterer Vorteil von Schleifpapier ist die Präzision, denn mit diesem Werkzeug kannst du so exakt vorgehen, wie du wünschst. Die Körnung sollte immer anhand der Stabilität des Materials des Untergrundes gewählt werden. Bist du dir doch ein Mal nicht sicher, arbeite dich langsam von einer groben Körnung zu immer Feineren vor. Beim Abschleifen gehst du in gleichmäßigen kreisenden Bewegungen vor.
Farbe und Lack entfernen – Heißluftföhn oder Pistole
Doch nicht nur mit roher Kraft kann man Farbe und Lack entfernen. Auch thermische Energie kann hilfreich sein. Heizkörperfarbe zum Beispiel ist nur für Temperaturen bis zu 90 Grad Celsius geeignet, und diese Farbe gehört zu den hitzeresistenteren Arten. Normale Acrylfarbe und auch gewisse Lacke fangen also bei hohen Temperaturen an abzublättern. Natürlich ist diese Methode mit besonderer Vorsicht zu genießen, da es bei schnell brennbaren Untergründen zu schwarzen Verfärbungen kommen kann. Dabei ist es empfehlenswert, immer einen kleinen Sicherheitsabstand zu beachten. Wenn du mit einem Heißluftföhn arbeitest, solltest du diesen nie für längere Zeit auf die gleiche Stelle richten, sondern immer in kreisenden Bewegungen über die gesamte Fläche führen.
Mit der Zeit wirst du eine Veränderung in der Farboberfläche bemerken. Ab diesem Zeitpunkt kannst du mit einem Spachtel ansetzen und die Farbe oder den Lack entfernen. Wenn dir der Heißluftföhn nicht ausreicht, gibt es auch sogenannte Heißluftpistolen, welche Temperaturen von bis zu 800 Grad erreichen. Diese Geräte schießen kleine Luftstöße in der entsprechenden Temperatur auf das Ziel. Bei dieser Methode ist zwar kein abschließendes Spachteln nötig, doch ist es umso wichtiger, alle Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Wenn du dir beim Schmelzen solcher Rückstände unsicher seid, führ auf jeden Fall eine Probe durch.
Farbe und Lack entfernen – Abbeizer
Ein weiterer chemischer Prozess, der genutzt werden kann, ist das Lösen der Farbe und Lacke. Dies gelingt am besten mit sogenannten Abbeizern. Das beste Ergebnis wird bei Verwendung für sogenannte Acryllacke und Kunstharzlacke verwendet. Allerdings solltest du immer die Produktbeschreibungen beachten, da es Abbeizmittel für jeden erdenklichen Einsatzbereich gibt. Varianten für Außen- und Innenbereich wirst du ebenso wie Beizen für Lacke oder Farbe finden. Meist sind Acryllacke mit lösungshaltiger Beize und ölhaftige Lacke mit alkalischer, also Laugenbeize zu entfernen. Auf die Dicke der Schicht kommt es dabei eher weniger an, denn wenn du es mit hartnäckigen Flecken zu tun hast, kannst du den Abbeizer einfach länger einwirken lassen.
Allerdings gibt es beim Anwendungsort einiges zu beachten. Von der Verwendung an Decken raten wir ab, denn im schlimmsten Fall tropft die Mischung aus Beize und Farbe, die eine unschöne Pampe ergibt, von der Decke und ruiniert dir den Boden. Im Außenbereich hingegen lässt sich ein Abbeizer schon eher verwenden. Jedoch solltest du auch dort eine Folie unterlegen, die du samt Beiz-Farb-Pampe beim Wertstoffhof als Sondermüll entsorgen musst.
Wenn du deine Umgebung also ausreichend geschützt hast, kannst du mit dem Auftragen der Beize beginnen. Dies tust du mit einem Pinsel und lässt das Ganze gemäß den Herstellerinformationen einwirken. Nun greifst du zu einem Spachtel und entfernst alle Lack- und Farbreste rückstandslos. Eventuell musst du etwas Wasser auftragen, um die Mischung weniger zähflüssig zu machen. Du kannst, bevor du die Beize aufträgst, auch etwas per Schleifmaschine vorarbeiten. So muss die Beize nicht so lange einwirken.
Farbe und Lack entfernen – Hochdruckreiniger / Sandstrahler
Nun geht es wieder zurück zu den mechanischen Methoden. Die Verwendung von Hochdruckreinigern und Sandstrahlern ist eine sehr extreme Form und sollte nur bei sehr großen Flächen oder extrem hartnäckigen Farben genutzt werden.
Für die korrekte Verwendung solltest du immer die Sicherheitshinweise und Anleitungen der Hersteller beachten. Solche Geräte entwickeln immerhin enorme Kräfte, die nicht auf die leichte Schulter zu nehmen sind. Grundsätzlich kann man sagen: Setze weder Sandstrahler noch Hochdruckreiniger im 90°-Winkel an. Stattdessen nutze solche Geräte wie Schaber, setze also diagonal an. Hast du einen Hochdruckreiniger genutzt, muss die Fläche natürlich komplett trocknen, ehe du fortfahren kannst.
Tipps zu den einzelnen Materialien
Jetzt, wo wir die Werkzeuge besprochen haben, geht es um die Materialien.
Lack von Holz entfernen
Bei Holz hast du zwei Möglichkeiten. Zum einen kannst du das Holz abschleifen. Das kannst du machen, wenn deine Fläche groß und leicht zugänglich ist. Auch einfache Verzierungen kannst du mit dem richtigen Werkzeug abschleifen. Wie genau das geht, kannst du in unserem Beitrag „Holz schleifen leicht gemacht“ nachlesen. Beize hingegen hilft dir in engen Ritzen und Winkeln weiter, die mit Schleifpapier nicht erreichtbar sind. Auch wenn der Lack schon zäh ist, bietet sich Beize an. Auch wie du Holz beizen kannst, haben wir dir in einem extra Beitrag erklärt.
Lack von Metall entfernen
Da Metall etwas widerstandsfähiger als Holz ist, kannst du hier zusätzlich zum Abbeizen und Schleifen auch noch einen Hochdruckreiniger in Betracht ziehen.
Metall abschleifen
Auch wenn die aufgetragenen Lacke meist sehr robust und langlebig sind, so kannst du diese, insbesondere wenn sie sehr alt sind, mit Schleifpapier bearbeiten. Dabei solltest du beachten, dass Metall, wenn es erst ein Mal Kratzer hat, nicht wiederhergestellt werden kann. Wenn du also eine Körnung für dein Schleifmittel auswählst, fängst du am besten mit einer sehr hohen Körnung an. Wenn du bemerkst, dass sich Kratzer bilden, greifst du natürlich direkt zu einer noch höheren. Die Vorgehensweise kann wie gewohnt in Kreisen erfolgen.
Metall beizen
Wie bei Holz sollte Beize nur bei verschnörkelten Winkeln verwendet werden. Du trägst eine feine Schicht auf, lasst sie einwirken und entfernst die Lack-Beize-Pampe mit einer groben Bürste. Bitte verwende keine Stahlbürste oder Ähnliches, ansonsten zerkratzt du die Oberfläche.
Metalloberflächen mit Heißluft bearbeiten
Da Metalle meist einen sehr hohen Schmelzpunkt haben, musst du dir bei den meisten Heißluftföhnen oder Heißluftpistolen keine Sorgen machen. Grobe Metalloberflächen sind sehr gut mit Hitze zu bearbeiten, während feine Oberflächen ein Problem darstellen. Zwar schmilzt du den Lack effektiv, doch musst du diesen anschließend abkratzen. Ist die Metalloberfläche zu fein, gelingt dies meistens eher weniger.
Lack von Kunststoff entfernen
Plastik und Kunststoff kann man ebenfalls lackieren. Da Kunststoff ein weiches, hitzeempfindliches Material ist, solltest du hier auf keinen Fall Hitze verwenden. Auch Beize ist nicht immer eine gute Idee, da sich einige Kunststoffe bei Kontakt mit Beize auflösen. Hier solltest du dich vorher genau beraten lassen. Führe auf jeden Fall eine Probe durch, bevor du die gesamte Oberfläche abbeizt.
Auf Nummer sicher gehst du, wenn du dich für das Schleifen entscheidest. Wie auch bei Metall solltest du hier zu einer feinen Körnung greifen.
Frische Farb- und Lackspritzer entfernen
Jetzt weißt du also, wie du Flächen von Lack und Farbe entfernst. Aber was ist, wenn du neuen Lack aufträgst und leider auf den Boden spritzt? Auch bei solchen frischen Lackspritzern kommt es auf die Oberfläche an. Bei ganz glatten Oberflächen kannst du einen Ceranfeldschaber nutzen. Bei raueren Oberflächen brauchst du ein feuchtes Tuch. Versuche, den Fleck nicht zu verreiben, sondern aufzunehmen.
Bei sehr unempflindlichen Oberflächen, kannst du es mit Nagellackentferner versuchen, pass hier aber auf! Nagellackentferner greift gerne auch Schutzschichten oder unterliegende Farbschichten an.
Die Sicherheitshinweise
Lacke und Farben sind chemische Zusammensetzungen. Die Dämpfe frischen Lacks sind nicht unbedingt gesund, ebenso der Staub. Wenn du also Lack abschleifst, trage einen Mund-Nasen-Schutz!
Beize kann gefährlich für deine Schleimhäute und für deine Augen sein, wenn du mit Beize arbeitest, empfehlen wir dir dringend, eine Schutzbrille zu tragen.
Zusammenfassend: Egal, für welche Methode du dich entscheidest, gib auf dich Acht und geh dem Lack an den Kragen!
0 Kommentare