Fliesen sind nicht nur in Feuchträumen ein idealer Wand- und Bodenbelag, sondern sie eignen sich auch für andere Wohnbereiche als robustes und dekoratives Wohn- und Gestaltungselement. Fliesen gibt es in ganz unterschiedlichen Qualitäten und Materialen, aber eines haben fast alle gemeinsam: sie sind äußerst langlebig und behalten ihre Optik über viele Jahre. Was uns dazu bringt, an den Fliesenwänden oder- böden Hand anzulegen, sind neben dem Wunsch nach einer komplett neuen Optik, vor allem ästhetische Gründe, die durch die Alterung der Fugen zwischen den Fliesen entstehen. Egal, ob ihr komplett neue Fliesen verlegen oder einfach nur die Fugen erneuern wollt – unsere Anleitung zum Fliesen verfugen benötigt ihr in beiden Fällen.Wir erklären euch Schritt für Schritt, wie ihr beim Verfugen von Fliesen vorgehen solltet, um nicht nur optisch ein schönes Bild zu bekommen, sondern auch eine Wand oder einen Boden, der lange schön bleibt.
Fliesen verfugen – Vorbereitung
Habt ihr gerade neue Fliesen verlegt oder wollt ihr eure alten Fliesen neu verfugen – ehe ihr zum Fugenmörtel greift, ist eine gründliche Reinigung angesagt. Außerdem muss der richtige Fugenmörtel gewählt und besorgt werden und ihr solltet euch alle Materialien und Werkzeuge bereit legen. Für die Wahl des richtigen Fugenmörtels haben wir euch noch einige Stichpunkte für euch zusammengetragen.
Welche Fugenmasse soll man nehmen?
Früher stellte man seine Fugenmasse aus Zement und Sand einfach selbst her. Aber die Jahre haben gezeigt, dass diese schnell bröckelt und unansehnlich wirkt. Außerdem sammelt sich in dieser Art Fugen schnell Wasser, was dazu führt, dass sich Schimmel und Keime bilden. Deswegen ist es heutzutage in jedem Falle ratsam, dass ihr euch genau die passende Fugenmasse für eure Fliesen besorgt. Bei der Auswahl gilt es auf folgende Dinge zu achten: Die Art der Fliesen, die Größe der Fliesen, die Fugenbreite, die Flexibilität und die Erhärtungsgeschwindigkeit.
Art der Fliesen
Steingut, Steinzeug oder Mosaikfliesen machen eigentlich überhaupt keine Probleme, und ihr könnt jeden Fugenmörtel dafür verwenden. Bei Feinsteinzeugfliesen allerdings besteht oft das Problem, dass die polierten Fliesen zu Verfärbungen neigen. Hier empfehlen wir euch zu einem abriebfesten und schnell härtenden Fugenmörtel zu greifen. Dadurch werden Verfärbungen durch Pigmente größtenteils verhindert. Bei Natursteinfliesen wie Marmor solltet ihr einen Fugenmörtel ohne Quarzmehl verwenden.
Fugenbreite
Früher galt das Gesetz: große Fliesen, große Fugen; kleine Fliesen, kleine Fugen. Doch das Gesetz ist mittlerweile nicht mehr gültig. In der modernen Raumgestaltung werden beispielsweise große Fliesen werden mit sehr kleinen Fugen an die Wand gebracht. Diesem Gesetz müsst ihr also nicht mehr unbedingt folgen. Dennoch solltet ihr vor dem Kauf des Fugenmörtels wissen,wie breit eure Fugen werden sollen oder – bei Neuverfugung – sind. Auf den Artikeln ist immer angegeben, für welche Fugenbreite sich die Mörtel eignen. Nehmt ihr einen Fugenmörtel, der eigentlich für 5 Millimeter breite Fugen gedacht ist für sehr breite Fugen, beispielsweise mit 15 Millimetern, dann kann es schnell zu Rissen kommen.
Farbton der Fugen
Grau und Weiß sind wohl die Standardfarben für Fugenmörtel. Das heißt aber noch lange nicht, dass eure Fugen auch unbedingt in diesem Farbtönen gestaltet werden müssen. Gerade Fugenmörtel für schmale Fugen gibt es mittlerweile in einer sehr großen Farbpalette, die es euch ermöglicht, eure Räume ganz individuell zu gestalten. Bei Bodenfliesen empfehlen wir euch, auf dunklere Farbtöne zurückzugreifen. Bei Wandfliesen entscheidet zumeist die Optik und Farbe der Wandfliesen über die Farbton der Fugen. Dabei müsst ihr nicht Ton in Ton arbeiten. ZIemlich coole Effekte erreicht ihr zum Beispiel, wenn ihr sehr helle Fliesen mit dunkler Fugenmasse kontrastiert.
Flexibilität
Auf starren Untergründen wie Zement oder Beton braucht ihr keinen flexiblen Fugenmörtel. Sind eure Fliesen allerdings auf beweglichen Untergründen verlegt (Spanplatten, Gipskarton, Gipsfaser) verlegt, dann empfehlen wir den Einsatz von flexiblem Mörteln. Auch bei Untergründen, die starken Temperaturschwankungen ausgesetzt sind, beispielsweise Terrassenböden, Balkone, Heiszestriche etc. sind flexible Fugenmörtel die bessere Wahl. Ihr bekommt die flexiblem Fugenmörtel schon fertig mit Kunststoffpulvern versehen oder könnt nicht flexiblem Mörtel eine flüssige Kunststoffdispersion statt des normalen Wassers hinzusetzen.
Erhärtungsgeschwindigkeit
Welche Erhärtungsgeschwindigkeit ihr wählt, hängt ganz davon ab, wie sehr ich auch beim Fliesen verfugen stressen lassen wollt. Der Vorteil von schnellhärtenden FUggenmörteln liegt auf der Hand: schon nach zwei bis fünf Stunden sind eure Fugen quasi unverwüstlich.
Anleitung zum Fliesen verfugen in einzelnen Schritten
Jetzt kommen wir aber nach einer doch recht langen Vorrede zur Anleitung zum Fliesen verfugen. Wie immer gibt es erst die Material- und Werkzeugliste und dann die Ausführungen zu den einzelnen Arbeitsschritten. Ein paar Pflegetipps gibt es noch obendrauf.
Materialliste:
- Fugenmasse
- Silikon für die Dehnungsfuge
- Wasser (oder Kunststoffdispersion)
- Haftgrund (optional)
- Fett- oder Silikonreiniger
Werkzeugliste:
- Fräse, Fugenkratzer, Cutter, wenn ihr zunächst alte Fugen entfernen müsst
- Bohrmaschine mit Quirl
- Eimer für den Mörtel
- Fugenspachtel
- normaler Spachtel
- Schwammbrett bzw. Fugenschwamm
- Handschuhe
- Traufel
- Epoxifugbrett mit Hartgummi
Entfernen der alten Fugenmasse und Reinigung
Das Entfernen der alten Fugen entfällt natürlich, wenn ihr gerade neue Fliesen verlegt habt und diese nun im nächsten Arbeitsschritt verfugt. Eine Anleitung zum Fliesen verlegen bei Wand und Boden findet ihr natürlich auch bei uns im Theo-Blog. Um das Reinigen kommt ihr allerdings auch bei neu verlegten Fliesen nicht drumherum.
Beim Entfernen von alter Fugenmasse könnt ihr mit einer Fräse mit einem speziellen Fräsaufsatz in ruhiger und absolut unzittriger Hand vorgehen oder ihr kratzt die Fugen mit einem Fugenauskratzer aus. Mit der Fräse geht es ziemlich schnell, ihr müsst aber genauestens Obacht geben, damit ihr die Fliesen nicht beschädigt. Etwas mehr Zeit und Muskelkraft erfordert das Auskratzen per Hand. Meist bleiben bei beiden Methoden noch Reste stehen, die ihr dann mit einem Cutter oder Spachtel entfernen könnt.
Reinigen der Fliesen vor dem Verfugen
Euer Fliesenspiegel sollte vor dem Verfugen absolut sauber sein. Keine Mörtelreste der alten Fugen, aber auch keine Fliesenkleber- oder Silikonreste der neu verfugten Fläche sollten euch beim Aufbringen der Fugenmasse im Wege stehen. Mit einem Staubsauger entfernt ihr lose Mörtelreste, mit Fett- und Silikonreiniger plus einem Spachtel oder Cutter entfernt ihr überschüssiges Silikon und Fliesenkleber. Habt ihr viele Unebenheiten, dann verwendet noch einen Haftgrund auf den Rändern der Fliesen, bevor es ans Fliesen verfugen geht.
Fugenmörtel anrühren
Den Fugenmörtel rührt ihr laut den Angaben auf der Verpackung an. Am besten geht das mit einer Bohrmaschine mit einem Rührquirlaufsatz. Dabei solltet ihr aber eine Umdrehungsanzahl von 600 nicht überschreiten, da sonst zuviel Luft eingebracht wird. Wer drauf steht, kann aber auch mit der guten alten Handarbeit solange mit einem Quirl rühren, bis eine homogene Masse entsteht.
Fliesen verfugen
Sobald ihr die Masse angerührt habt, müsst ihr sie verarbeiten. Gebt mit dem Traufel Fugenmasse auf den Fliesenspiegel und verstreicht ihn mit einem Fugbrett, am besten ein Epoxifugbrett diagonal zur Fuge auf den Fliesen. Achtet dabei immer darauf, dass wirklich genug Mörtel in den Fugen ist. Am besten verfugt ihr in zwei Schritten, geht also noch ein zweites Mal mit Fugenmasse und Brett über den Fliesenspiegel.
Wollt ihr Bodenfliesen verfugen, dann braucht ihr natürlich keinen Traufel, sondern schüttet die Fugenmasse einfach auf den Boden. Achtet hier darauf, dass ihr euch nach und nach an eine gewisse Menge herantastet, die ihr verarbeiten könnt und kippt nicht gleich alles auf den gesamten Boden. Beim Verfugen von Bodenfliesen macht sich übrigens ein Wasserschieber hervorragend zum Verteilen und Einarbeiten.
Ausschwemmen bzw. Auswaschen der Fugen
Ehe ihr mit dem Ausschwemmen bzw. Auswaschen der Fugen beginnt, sollte die Fugenmasse etwas antrocknen. Den richtigen Zeitpunkt erkennt ihr daran, dass euer Mörtel nicht mehr glänzt, sondern so langsam eine matte Erscheinung hat. Zusätzlich beachtet einfach die Angaben des Herstellers zur Erhärtungsgeschwindigkeit eures Mörtels auf der Verpackung. Wichtig ist, dass ihr gleichmäßig und nicht zu tief auswascht. Mit dem Schwammbrett oder einem Fugenschwamm arbeitet ihr auch hier wieder diagonal zur Fuge. Das Abwaschen sollte allerdings dann immer in einer Richtung erfolgen. Also nicht von links nach rechts und dann wieder von rechts nach links. Am nächsten Tag könnt ihr dann den verbliebenen Mörtelschleier mit einem trockenen Tuch abreiben.
Fliesen verfugen – die Dehnungsfuge
An der Wand genauso wie am Boden ist eine Dehnungsfuge unabdingbar. Diese wird nicht mit Mörtel ausgekleidet, sondern hier wird Silikon verwendet, welches sich den Temperaturen im Raum gemäß mitausdehnt oder wieder zusammenzieht und dem Fliesenspiegel genügend Elastizität verleiht. Ihr tragt einfach das Silikon bzw. die Silikonfugenmasse auf und zieht sie mit eurem FInger, den ihr mit Wasser anfeuchtet, glatt. SO bekommt ihr die beste Form für die Dehnungsfuge.
Pflege der Fliesenfugen
WIr können es nicht lassen, euch am Ende noch ein paar Pflegehinweise für eure neuen Fliesenfugen mit auf den Weg zu geben. Damit die Fugen genauso schön sauber bleiben wie die Fliesen, müsst ihr auch diese sorgfältig reinigen. Verwendet dafür milden alkalischen Reiniger und niemals säurehaltiger Putzmittel, denn diese greifen die Fliesenfugen an. Reibt auch eure Fliesen und eben vor allem die Fugen nach der Reinigung immer trocken. Warum? Die Fugen liegen etwas tiefer und es sammelt sich darin, wenn auch nur wenig, Wasser. Dieses führt dazu, dass sich hier Schmutz, aber vor allem auch Pilze und Bakterien sammeln, die eure Fugen schnell wieder unansehnlich machen.
Ganz viele Tipps, wie ihr immer schöne und saubere Fugen habt oder verschmutzte Fugen wieder weiß bzw. sauber bekommt, haben wir für euch in unserem Spezialbeitrag Fliesenfugen reinigen gesammelt.
Ein gutes Mittel, um Fliesen und deren Fugen länger schön zu halten ist das Versiegeln der Fliesen. Wie ihr das am besten anstellt und welche Mittel und Methoden sich dafür anbieten, lest ihr in unserem Beitrag Fliesen versiegeln – Anleitung und Erklärung.
Jetzt aber frisch ans Werk! Wer noch Fragen hat oder ein paar Tipps zum Fliesen verfugen, der kann uns gern einen Kommentar hinterlassen. Wie immer freuen wir uns über Feedback und weitere Tipps!
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