Beim Wort Hammer fällt den meisten Menschen ein relativ einfaches Werkzeug ein mit dem man Nägel in die Wand schlägt.
Über den Hammer wird meist nicht sonderlich nachgedacht. Man benutzt das Werkzeug ganz selbstverständlich und intuitiv, wenn es da ist und erst wenn es gebraucht würde und nicht verfügbar ist rückt es wieder in den Mittelpunkt der Überlegungen. Vielleicht regt auch ein fehlgeleiteter Schlag auf die Finger mit dem Hammer dazu an über den Hammer und das Hämmern nachzudenken, doch dann sind es meist weniger Gedanken, die sich mit der Herkunft und Bedeutung des Werkzeugs beschäftigen. Viel eher hadert der Be- und Getroffene mit seinem Schicksal und verwünscht das Instrument seiner Pein. Der Hammer ist eben ein ganz einfaches Werkzeug, was will man da auch näher darüber nachdenken?
Weit gefehlt – dieses uralte Werkzeug ist wesentlich vielfältiger in seinen Anwendungsmöglichkeiten und auch in seinen Erscheinungsformen, als das den Meisten bewusst ist. Auch die Geschichte eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit ist durchaus interessant, denn schließlich ist es zweifelhaft ob Zivilisation ohne den Hammer überhaupt möglich gewesen wäre.
Wo wären wir denn heute ohne das – vermeintlich – selbstverständliche Werkzeug?
Wo hat der Hammer seinen Namen her?
Auf den ersten Blick wirkt ein Hammer tatsächlich wie ein reichlich primitives Werkzeug. Tatsächlich ist das Prinzip des Hämmerns denkbar einfach und das Hämmern begleitet uns Menschen schon sehr lange durch die Geschichte. Unser Wort Hammer ist verwandt mit dem mittelhochdeutschen Wort „hamer“, dass soviel bedeutet wie Stein, Fels oder Klippe. Die Namensherkunft verrät, dass die ersten Hämmer aus Stein waren, das Werkzeug selbst ist natürlich viel älter als die direkten Vorfahren der deutschen Sprache.
Wer hat den Hammer erfunden?
Die Benutzung eines Hammers ist eine jener Erfindungen, die nicht von einem speziellen Individuum gemacht wurde. Das Prinzip wurde zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten entdeckt und genutzt und die ersten Erfinder und Nutzer waren wahrscheinlich keine Menschen.
Bisher ausgegrabene, von Schimpansen genutzte Werkstätten, sind viele Jahrtausende alt. An solchen Orten nutzen und nutzten unsere tierischen Verwandten immer wieder die gleichen Stöcke, Steine und Felsen um Früchte zu zerkleinern und Nüsse zu knacken. Wann genau der erste Affe zum Stein gegriffen hat und die ersten Hammerschläge durch Steppe und Urwald klangen ist nicht klar, aber die ersten Handwerker taten sich mit dem aufrechten Gang, wie wir Menschen ihn heute praktizieren, ganz sicher noch schwer.
Tatsächlich zählt der Hammer wahrscheinlich zu den ältesten Werkzeugen der Geschichte überhaupt und nicht nur der Menschheitsgeschichte. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von weit über einer Million Jahren und nicht nur von einigen Jahrtausenden.
Der Hammer im Wandel
Aus den einfachen Steinen wurden zunehmend ausgefeilte Werkzeuge. Lange Zeit war der Faustkeil das Universalwerkzeug schlechthin, das im Rahmen einer Art steinzeitlichen Industrie regelrecht in Serie hergestellt wurde. Kein Wunder, denn mit den Bearbeiteten Steinen konnte man zerteilen, zertrümmern, schaben, schneiden und im Zweifelsfall einfach werfen. Sozusagen ein schweizer Taschenmesser der frühen Steinzeit. Was wollte man damals mehr?
Dieses Multifunktionswerkzeug war einfach, genial vielseitig und galt lange Zeit als eine echte Erfolgsgeschichte, denn erst vor weniger als 20.000 Jahren kam der Mensch auf die Idee Steine an Stiele zu binden oder festzuklemmen und so den Funktionsumfang des Produkts zugunsten der Spezialisierung zu verringern.
Ab sofort gab es Hämmer, Beile und richtige Messer in den steinzeitlichen Baumärkten. Durch die Trennung der Funktionen waren die nun verschiedenen Werkzeuge natürlich ganz anders einsetzbar und mit den neuen Möglichkeiten kamen neue Erfindungen, die wieder zu neuen Anwendungsfällen und Veränderungen der Werkzeuge führten.
Von da an ging alles, gemessen an Entwicklungsgeschichtlichen Zeiträumen, sehr schnell.
Der Mensch errichtete Bauwerke, benutzte seine frisch modernisierten Hämmer um Keile in Holz zu treiben, um Steine zu bearbeiten und schon bald auch um Klingen zu schmieden und Nägel einzuschlagen. Dem Menschen fielen immer mehr Einsatzmöglichkeiten für das alte Prinzip des Hämmerns ein und mit fortschreitender Spezialisierung wuchs der Variantenreichtum des guten alten Hammers.
Heute bearbeiten wir mit verschiedenen Variationen des Werkzeugs Stein, Metalle und Holz. Metzger bearbeiten Fleisch mit speziellen Werkzeugen und Ärzte testen Reflexe mit sehr kleinen Hämmern. Es gibt sie in einer Vielzahl verschiedener Größen und Formen. Sie werden im industriellen Maßstab und vollautomatisiert ebenso eingesetzt wie beim Verlegen von Fließen, dem Ausbeulen von Blechen oder dem Meißeln von Stein oder Knochen.
Die Schlagköpfe können extrem hart sein oder sehr weich und um nicht für jeden Verwendungszweck ein eigenes Werkzeug mitführen zu müssen gibt es sogar Hämmer mit wechselbaren Köpfen.
Auf die Technik kommt es an
Seit die ersten Hammerschläge durch den Urwald schallten haben sich die Anwendungsmöglichkeiten vervielfältigt und damit auch die Formen des Werkzeugs. Gleich geblieben ist das Prinzip Impuls und Energie möglichst effizient zu übertragen und sich dabei von der Schwerkraft helfen zu lassen. Gleich geblieben ist auch, dass es am Benutzer des Werkzeugs liegt den Hammer sanft oder kräftig zu benutzen.
So simpel der Hammer im Grunde ist, so sehr kommt es doch darauf an was der Benutzer, ob nun Mensch oder Tier, damit vorhat. Letztlich hätten wir ohne die ersten primitiven Hämmer wahrscheinlich nie komplexere Werkzeuge hergestellt, nie Kulturen und Zivilisationen geschaffen und letztlich gäbe es ohne den Hammer kein Internet und Sie könnten diese Beitrag nicht lesen.
So ist der Hammer eigentlich weniger ein einfaches und primitives Werkzeug, sondern vielmehr einer der Grundpfeiler der heutigen Menschheit und unserer Zivilisation.
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