Besonders im Metallbau muss man oft in Metall bohren. Was man hierbei alles beachten muss, welchen Bohrer man braucht und welche Tricks es gibt, erklären wir in diesem Beitrag.
Wenn ihr in Edelstahl bohren möchtet, dann klickt auf den Link, hierzu haben wir eine gesonderte Anleitung. Noch mehr Infos rund um den Bohrer bekommt ihr in Bohrer rollgewalzt oder geschliffen und in Bohrerarten. Nun aber zurück zum heutigen Thema.
Günstiger oder teurer Bohrer?
Häufig stellen wir fest, dass die meisten Heimwerker gar nicht den Unterschied zwischen den verschiedenen Bohrern kennen. Genauso verhält es sich oft bei den Legierungen. Ob man einen günstigen Bohrer wählt oder ein wenig mehr investiert, hängt von zwei Faktoren ab. Wird der Bohrer nur für einen Einsatzzweck und immer das gleiche Metall verwendet oder kommt als Universalbohrer in die Werkzeugkiste? Wie oft und wie lange möchte man den Bohrer nutzen?
Bohrerarten für Metall
Bohren in Metall ist nicht so einfach wie in Holz bohren. Hierbei gibt es Bohrer für viele Metalle und Bohrer, welche Spezialisten für einen bestimmten Werkstoff sind. Bohren kann man stationär oder mit der Handbohrmaschine. Je nachdem, wie hart das Metall und wie stark die Maschine ist, kann man Metall auch mit dem Akkuschrauber bohren.
Bohrer für Metall bestehen aus gehärtetem Stahl, welcher mit dem Fachbegriff Hochleistungs-Schnellschnittstahl HSS bezeichnet wird. Auf deutsch etwas lang, im englischen schön kurz: High Speed Steel. Für alle Standardanwendungen bei Eisen und weicheren Metallen wie Kupfer und Alu sind sie auch unlegiert vollkommen ausreichend. Wenn das Metall härter ist, dann braucht man eine spezielle Legierung.
Spiralform beim Metallbohrer
Neben dem Material und der Legierung unterscheiden wir auch die Spiralform.
- N ist die Abkürzung für die Normalspirale. Dies ist die üblichste Form. Sie ist universell einsetzbar und wird bei Buntmetallen, Eisen und Stahl eingesetzt.
- W ist die enge Spiralform, welche bei allen weichen Werkstoffen wie Aluminium und Kupfer zum Einsatz kommt.
- H dieser Buchstabe kennzeichnet langgezogene Spiralen. Hiermit könnt ihr neben Hartkunststoff auch gehärteten Stahl durchbohren.
Das ist aber nur die halbe Miete. Damit der Bohrer auch wirklich seine Arbeit macht, muss man noch wissen, welche Legierung man braucht.
Achtung Späne: Wie bei jedem Bohren entstehen auch bei Metall Späne. Achtet darauf, euch daran nicht zu verletzen. Bei fast allen Metallen entstehen sehr lange Späne, welche bei Berührung auch gerne in der Haut stecken. Beim Bohren von Kupfer beispielsweise entstehen deutlich kürzere Späne.
Beschichtungen bei Metallbohrern
Neben den unlegierten Bohrern gibt es auch legierte Bohrer.
- kobaltlegiert (legierter Stahl, Edelstahl)
- Titannitrid
- Titanaluminiumnitrid
Welche Anwendung bei welcher Beschichtung geeignet ist, könnt Ihr in diesem PDF nachlesen.
Metall bohren Anleitung
Damit auch wirklich nichts schief geht, haben wir eine Anleitung für das Metallbohren gemacht.
- Schaltet die Schlagbohr-Funktion aus (sofern vorhanden)
- Metall fixieren. Wenn es sich um keine feste und stabile Konstruktion handelt, dann muss diese eingespannt werden. Dabei kann man beispielsweise eine Schraubzwinge verwenden. Wenn man es mit der Hand fest hält, dann wird es durch die Zentrifugalkräfte wirklich gefährlich.
- Schutzbrille aufsetzen – Späne, insbesondere bei Messing, fliegen sehr weit.
- Mit Hammer und Körner vorkörnern, so rutscht man nicht ab
- Maschine ansetzen
- Lasst die Maschine die Arbeit machen und drückt nicht zu fest auf
- Wenn Ihr kurz vor dem Durchbruch seid, dann verringert den Druck nochmal, ansonsten kann sich das Werkzeug verkanten oder das Bohrloch ausreißen
- Wenn der Bohrer durchkommt, dann hat man oft ein unsauberes Ergebnis mit Spänen am Rand des Bohrlochs. Nun kann man einen Senker verwenden und das Bohrloch sauber entgraten. Dadurch sieht das Bohrloch nicht nur besser aus, sondern bietet auch keine Verletzungsgefahr. Die Alternative ist eine Feile.
Tips & Tricks beim Bohren in Metall
Neben der Anleitung und den Arbeitsschritten gibt es noch einiges zu beachten.
- Arbeitet mit der richtigen Drehzahl: je härter das Metall, desto niedriger die Drehzahl – genauso bei großem Bohrdurchmesser
- Bei dicken Metallen nicht alles in einem Arbeitsgang machen, ansonsten entsteht zu viel Hitze. Dadurch kann der Bohrer verglühen. Zwischendurch den Bohrer heraus ziehen und abkühlen lassen. Schneid- und Bohröl verwenden, das kühlt und erleichtert den Bohrvorgang. Bei kleinen Konstruktionen kann auch ein Tropfen Öl ausreichen. (Achtung: Messing wird weder geschmiert, noch geölt)
- Bei dicken Bohrlöchern > 10mm sollte man mit einem dünneren Bohrer vorbohren, so hat man mehr Halt und ein sauberes Ergebnis
- Dünne Metalle sind sehr empfindlich und können ausreißen. Die Sandwich-Technik hilft dabei. Das Blech einfach zwischen zwei dünne Bretter legen und dann funktioniert es.
- Große Durchmesser bei dünnen Metallen bohrt man mit dem Blechschälbohrer
Metall bohren Drehzahl
Als kleine Hilfe haben wir hier die Drehzahlen für einen Spiralbohrer DIN 338 als Formel. Bitte beachtet, dass wir keine Haftung hierfür übernehmen. Wenn ihr einen Fehler findet, dann gebt uns Bescheid und hinterlasst einen Kommentar. Eine Drehzahltabelle findet ihr über diesen Link.
Mit der Folgenden Formel könnt ihr auch die Drehzahl selber berechnen:
- Drehzahl = n (Umdrehungen pro Minute 1/ min )
- Schnittgeschwindigkeit = Vc (Meter pro Minute = in m/min)
- Wert a = 3,141592654
- Durchmesser = D (Ø in mm)
- Drehzahlberechnung B = (Vc x 1000) a x D
- Schnittgeschwindigkeitsberechnung Vc= (a x D x n) / 1000
Damit ihr die richtige Schnittgeschwindigkeit ermitteln könnt, gilt Folgendes:
- unlegierte Baustähle < 700 N/mm² = 30 – 35 Schnittgeschwindigkeit Vc m/min
- legierte Baustähle > 700 N/mm² = 20 – 25 Schnittgeschwindigkeit Vc m/min
- legierte Stähle < 1000 N/mm² = 20 – 25 Schnittgeschwindigkeit Vc m/min
- Gusseisen < 250 N/mm² = 15 – 25 Schnittgeschwindigkeit Vc m/min
- Gusseisen > 250 N/mm² = 10 – 20 Schnittgeschwindigkeit Vc m/min
- CuZn-Legierung spröde = 60 – 100 Schnittgeschwindigkeit Vc m/min
Wenn Ihr Fragen oder Anmerkungen habt, freuen wir uns!
Hallo,
mich würde interessieren ob es irgend ein Nachteil hat wenn man beim Metall bohren eine zu niedrige Drehzahl hat außer das man langsamer ist?
Für Bohrer doch eher schonender oder?
Vielen Dank
Gruß
Andreas Leitenmaier
Hallo Andreas,
grundsätzlich ist es sogar, wenn man nicht ganz genau weiß, mit welchem Drehmoment man bohren sollte, anzuraten, lieber etwas niedriger anzusetzen. Es gibt keinen entscheidenden Nachteil, wenn man etwas niedriger ansetzt. Schlimmer ist ein zu hohes Drehmoment.Metall wird generell mit einem niedrigerem Drehmoment als Holz oder auch Stein gebohrt. Grundsätzlich ist das optimale Drehmoment vom Material abhängig. Metall ist ein umfangreicher Sachbegriff. Auf der Seite von Bohrcraft gibt es im Katalog unter den Seiten 22/23 eine Tabelle zu Schnittgeschwindigkeiten/Vorschübe/Spitzenwinkel. In dieser findet man diverse Materialien und die passenden Angaben u. a. Drehmoment.
Viele Grüße
Theo Schrauben
Vielen Dank für die Informationen über das Bohren in Metall. Mein Nachbar baut gerade an seinem Haus, und er wird mit Metall arbeiten. Ich werde ihm vom Bohren in Metall erzählen und darüber, dass er erwägt, einen Fachmann einzustellen.
Vielen Dank für den Beitrag zum Thema Bohren in Metall. Mein Bruder macht ein Praktikum im Metallbau und freut sich darauf, mit dem Bohrer zu arbeiten. Gut zu wissen, dass zwischen legierten und unlegierten Bohrern unterschieden wird.
super Infos, auch für die Werkstatt in der Schule!
lg Priska
Die Drehzahlberechnung kann nicht stimmen, da man D wegkürtzen kann. Dann bleibt 1 gleich 1000Vc*a, macht keinen Sinn
Wenn Vc gleich D*n*a/1000 ist, ist D gleich 1000Vc/(n*a)
Mehr mathematische Sorgfalt bitte !
warum kann man nur Großbuchstaben bei Name & email eingeben ?????????
Guten Tag Herr Lerch!
Warum die Kleinbuchstaben am Montag gestreikt haben, können wir Ihnen leider nicht erklären, wir prüfen aber natürlich, ob irgendwo ein Fehler steckt, vielen Dank für den Hinweis.
Nun zum Thema der mathematischen Sorgfalt. Tatsächlich scheint das eigentliche Problem darin zu liegen, dass wir die gleiche Variable (D) für zwei verschiedene Werte (Durchmesser und Drehzahlberechnung) vergeben haben. Das D für Drehzahlberechnung haben wir in B geändert, sodass man nirgends mehr wichtige Werte wegkürzen kann. Auch für diesen Hinweis vielen Dank!
Liebe Grüße
Theo Schrauben